Spirit of Adventure oder die Welt Lamarge

Wer hat es sich nicht schon einmal gewünscht, die Gunst der Götter auf seiner Seite zu haben und von allem Unglück verschont zu bleiben?

Die Welt Lamarge, die sich aus einem einzigen Kontinent zusammensetzte, besaß einst die Gunst der Götter. Den Bewohnern von Lamarge wurde Schutz vor dunklen Mächten gewährt, sie waren mit magischer Kraft ausgestattet und all ihre Gebete und Wünsche wurden erfüllt.

Doch vor Jahrtausenden begannen sich die Lebewesen von Lamarge mehr und mehr von den Göttern abzuwenden. Zu Beginn entstand unter den Lamargianern der Irrglaube, die magischen Kräfte entstammten dem eigenen Geist, schließlich brachten die Lamargianer den Göttern keine Opfer mehr und am Ende leugneten sie sogar die Existenz der Götter. Das höchste Heiligtum des Kontinents, der Berg Melfur, wurde in der Folge dieser Entwicklung von Lamargianern entweiht. Einige Abtrünnige mißbrauchten Melfur als Opferstätte für Dämonen und dunkle Mächte.

Die Antwort der Götter ließ nicht lange auf sich warten. Sie verstießen Lamarge und deren Bewohner aus ihrer Gunst. Die Zaubersprüche der Lamargianer versagten, Unwetter und Katastrophen brachen über das Land herein, und der Kontinent wurde in eine Vielzahl kleinerer und größerer Inselbereiche zerrissen. Auch der Berg Melfur, das ehemals höchste Heiligtum, wurde zerstört. In einer ungeheuren Explosion zerbarst er, und es bildete sich eine riesige Wolke über Lamarge. Aus ihr fielen Gesteinsbrocken auf die Inselwelt nieder und verwüsteten weite Teile des Landes. Der entstandene Staub legte sich an einigen Stellen als meterdicke Schicht auf die Erde, an anderen Stellen wurde er durch den Regen ausgewaschen. Die vom Himmel gefallenen Bruchstücke, die später den Namen Runensteine erhalten sollten, wurden durch Erdbeben verschüttet, verschwanden in Bergspalten oder im Meer. Bei späteren Grabungen auf offenem Land und beim Abbau unter Tage wurden jedoch einige Runensteine gefunden.

Nachdem sich die verbliebene Bevölkerung von Lamarge im Laufe von Jahrhunderten mühsam von den Folgen der Katastrophen erholt hatte, bildete sich allmählich wieder ein geordnetes Leben auf dem zerklüfteten Kontinent aus. Wissenschaft, Kultur und Religion nahmen wieder einen wichtigen Platz in der neu entstandenen Zivilisation ein. Einige Wissenschaftler und Gelehrte begannen sich mit der Vergangenheit von Lamarge auseinanderzusetzen. Ihr Interesse galt vor allem den Runensteinen und verschiedenen, scheinbar unbetretbaren Tempeln, die an einigen Stellen von Lamarge entdeckt wurden. Ihre Bestrebungen wurden immer wieder von neuen Erkenntnissen gekrönt. So konnten die verschiedenen Runensteine in 18 Gruppen klassifiziert werden.

Eine weitere interessante Eigenschaft der Runensteine wurde entdeckt. Der erste Abenteurer, der einen heiligen Tempel betreten konnte, war ein Besitzer von drei Runensteinen. Danach war der Bann der Tempel gebrochen, und auch den anderen Lebewesen von Lamarge blieben die Heiligtümer nicht mehr verschlossen. Einige Gelehrte begannen daraufhin, mit Hilfe von Runensteinen in den Tempeln Runensprüche zu erzeugen und schon bald fanden sich andere Nachahmer, die die Kraft der Runensprüche für eigene Zwecke nutzten. Schnell waren Besitzer von Runensteinen aufgrund der Macht der Runen angesehen und geachtet. Dem entgegengebrachten Respekt tat auch die Tatsache keinen Abbruch, daß sich in der Zwischenzeit bösartige und listreiche Wesen Runen beschafft hatten und somit in der Lage waren, Runensprüche anzuwenden.

Auch der niedergegangene Staub war von den Wissenschaftlern genau untersucht worden. Er schien, die auf ihm wandelnden Wesen mit magischer Kraft zu erfüllen. Viele Bewohner auf Lamarge hatten von Geburt an, ein aus dieser Kraft entstandenes Talent auf den Lebensweg mitbekommen. Dabei scheinen Art, Intensität und Auswirkung der Talente in Abhängigkeit von Region und Herkunft der Lamargianer zu variieren. An wenigen Stellen auf Lamarge soll die Konzentration des Staubes so stark sein, daß die Wesen dieser Region nur ein einziges Talent in ihrem Leben erwerben können. In der Wirkung erwiesen sich die Talente als wertvolle Hilfe im Kampf ums Überleben auch wenn sie in Ihrer Mächtigkeit nicht mit den Runensprüchen verglichen werden können.

Trotz aller Studien kam es dazu, daß Melfur, der Ursprung des magischen Staubes, der Runensteine und der Tempel mehr und mehr verdrängt wurde. Die Runen und die aus ihrem Besitz resultierende Macht kristallisierten sich anstatt seiner als Mittelpunkt einer neuen Religion heraus. Es entstand der Kult der Wissenden, eine Vereinigung von Menschen, die um die Kraft der Runen und der Runentempel wissen und diese zum Nutzen der Menschheit einsetzen wollen. Melfur und die alte Religion gerieten zunehmend in Vergessenheit, oder wurden gar als unnützer "Ballast der Götter" bezeichnet. Auch die Runentempel, als Artefakte einer längst vergangenen Religion angesehen, wurden nur deshalb verehrt, weil dort Runensprüche erzeugt werden können. Da der Kult der Wissenden seine Kraft vor allem zum Nutzen der Bevölkerung einsetzt, breitet er sich in weiten Teilen von Lamarge als Ersatzreligion aus. Angebetet wird die Kraft der Runen. Klöster wurden errichtet, um Runen anzubeten und den Geist der Gläubigen zu festigen und die Ziele der Wissenden zu verbreiten. In jeder größeren Gemeinde von Lamarge findet sich ein Kloster, dessen Vorsteher oder Vorsteherin meist auch die politisch wichtigste Person der Gemeinde verkörpert.

Kaum hatte sich die Ordnung auf Lamarge wieder gefestigt, bildete sich auch schon ein Gegenpart zum Kult der Wissenden aus: Die Bruderschaft der Träumer. Die Träumer haben sich dem Handel mit Opitar verschrieben, wobei Grundstoffe und Herstellung von Opitar nur der Bruderschaft bekannt sind. Opitar ist eine pulverförmige Droge, die den Organismus des Abhängigen enorm aufzuputschen vermag und schon bei der ersten Einnahme zu einer starken Abhängigkeit führt. Abhängige vermögen einerseits kurzzeitig Höchstleistungen zu vollbringen, andererseits leiden sie unter traumartigen Halluzinationen und Realitätsverfremdungen. Wird die wöchentlich erforderliche Einnahme von Opitar unterbrochen, dann führt dies zu einem stetigen körperlichen Verfall des Süchtigen. Dieser Umstand ist insbesondere deshalb von großer Bedeutung, weil bereits jeder fünfte Bewohner von Lamarge der Droge verfallen ist. Diese große und immer noch zunehmende Verbreitung ließ die Bruderschaft zu einer mächtigen Organisation aufsteigen, die in einigen Gemeinden bereits offen Politik betreibt. Die gesamte gesellschaftliche Struktur auf Lamarge ist gefährdet, weil die steigende Kriminalisierung und der Verfall von Sitte und Moral mit der Drogenabhängigkeit einhergehen. Auch der Kult der Wissenden sieht sich inzwischen nicht mehr in der Lage, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten und seine stabilisierenden Ziele zu verwirklichen.

Ist Lamarge noch zu retten?